LANGSAMER WALZER
Der Gesellschaftstanz Langsamer Walzer hat seinen Ursprung im Wiener Walzer. Aus dem im 19.
Jahrhundert in Europa dominierenden Wiener Walzer entstand um 1870 in Amerika eine neue Form des Tanzes, die unter
dem Namen Boston bekannt wurde. Diese Version behielt die für den Wiener Walzer charakteristischen drehenden
Figuren bei, wurde aber zu einem runter gesetzten Tempo getanzt. Um 1920 entwickelte sich daraus in England der
Langsame Walzer, der wegen seiner Herkunft auch "English Waltz" genannt wird. Einige Vorgaben für den Tanz lieferte
das berühmte Tanzpaar Vernon und Irene Castle. Das Ehepaar machte sich in Paris einen Namen, wo sie den
amerikanischen Ragtime mit großem Erfolg vorführten. Die tänzerische Karriere des Paares, das auch Castle Walk,
Onestep, Turkey Trot und den Tango populär machte, wurde durch den tragischen Tod von Vernon Castle im Jahr 1918
vorzeitig beendet. Im Dezember 1922 wurde der Langsame Walzer erstmals bei einer Weltmeisterschaft getanzt. Die
völlig unangefochtenen Gewinner dieser Weltmeisterschaft waren Victor Sylvester und Phylis Clark, die mit ihrem
Langsamen Walzer einen Standard setzten. Neben dem langsamen Walzer bilden heute der Tango, Wiener Walzer, Quickstep
und der Langsame Foxtrott (Slowfox) die Familie der Standarttänze. Seit 1963 ist der Langsame Walzer Bestandteil des
Welttanzprogramms. Als Gesellschaftstanz stellt sich der Langsame Walzer dem Anfänger als ein leicht erlenbarer Tanz
vor. Bereits nach einer kurzen Einführung kann er problemlos "live" angewendet werden. Als Turniertanz gehört der im
3/4-Takt getanzte Langsamer Walzer, da hier eine besonders korrekte Körperhaltung gefordert wird, zu den
schwierigsten und anspruchsvollsten Tänzen des gesamten Standardprogramms. Der zu den harmonischsten Standardtänzen
gehörende Langsame Walzer ist für fast alle Turniertänzer der trainingsintensivste Tanz, obwohl die
Schrittkombinationen verhältnismäßig einfach sind. Da bei ihm das Höchstmaß an Kondition und Konzentration
gefordert wird, wird er bei Turnieren als erster Tanz getanzt. Der romantische Langsamer Walzer gehört zu den
schönsten Tänzen und gut ausgeführt erinnert er an ein Boot, das sich regelmäßig im Takt der steigenden und
fallenden Wellen bewegt. Er wird auch als der "Tanz des Herzens" bezeichnet.
In der Vollendung erzeugt der langsame Walzer eine Mischung
von Schwingen und Schweben,
von Wucht und Schwerelosigkeit,
wie kein anderer Tanz sie zu geben vermag.
(Werner und Ingrid Führer aus Tanzen weltweit von Ch. Burgauner)
Standardtänze
Der Wiener Walzer gehört zu den ältesten Standardtänzen und machte sich im 19. Jahrhundert gemeinsam
mit Polka und Galopp in Europa breit. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es bunt auf der europäischen Tanzfläche.
Es kamen aus Amerika Tango (1907), Onestep (1910) und Ragtime (1912). In der Verbreitung der modernen Tänze führte,
bevor sie durch London ersetzt wurde, Paris. Auch in Frankreich fanden die ersten Weltmeisterschaften statt. Der
erste Weltkrieg brachte hier die Wende und verlegte das europäische Tanzzentrum nach London. Während in
Deutschland und Frankreich Tanzen verboten war, hat sich in London, getanzt zu den aus Amerika stammenden Mode -
Rhythmen, die grundlegende Abkehr von der klassischen Ballettgrundlage vollzogen. Natürliche Bewegung, Anpassung
an den Rhythmus, das sind die wesentlichen Merkmale der neuen Tänze. Als erster hat sich aus dem neuen englischen
Stil, Foxrott herauskristallisiert. Aus dem Boston entstand der English Waltz. Tango - Milonga lieferte die
Grundlagen für den heutigen Tango. Das entscheidende für die Entstehung des englischen Stils haben die englischen
Tanzlehrer beigetragen, die neue Techniken entwickelten und sie systematisierten. Dies machte sich auch bei
allen großen Tanzturnieren bemerkbar : die Gewinner stammen stets aus England. Im Jahr 1929 bei der "Great
Conference" legte man Slowfox, Quickstep, English Waltz, Tango und Blues als Standardtänze fest. Trotz zahlreichen
Veränderungen werden im wesentlichen die Standarttänze heute genauso getanzt wie damals. 1951 wurde Wiener Walzer
in die Gesellschaft der Standardtänze aufgenommen. Die Standarttänze umfassen heute den Langsamen Walzer, Tango,
Quickstep, Slowfox und Wiener Walzer.
 | Spass beim Tanzen2 Audio - CD's
Ganser & Hanke Musikmarketing GmbH
Hamburg |
CD1 - Standardtänze
01. Morning Has Broken (30TM) 03:10, Langsamer Walzer 02. Amazin' Grace (30 TM) 02:16, Langsamer Walzer 03. Plaisir d'amour (30TM) 03:40, Langsamer Walzer 04. Isabelle (29 TM) 2:37, Langsamer Walzer 05. A Woman In Love (33 TM) 2:27, Tango 06. Jalousie (31 TM) 03:16, Tango 07. El choclo (33 TM) 02:44, Tango 08. Frühlingsstimmen (60 TM) 02:14, Wiener Walzer 09. Es war im Böhmerwald (60 TM) 02:13, Wiener Walzer
| 10. Posaunengrüße (60 TM) 03:05, Wiener Walzer 11. New York, New York (30 TM) 02:45, Langsamer Foxtrott 12. Rhapsody In Blue (30 TM) 03.08, Langsamer Foxtrott 13. Oh Danny Boy (30 TM) 02:34, Langsamer Foxtrott 14. Merci, mon ami, es war wunderschön (30 TM) 02:30, Langsamer Foxtrott 15. Traviata Swing (46 TM) 02:38, Foxtrott 16. Keep In Touch (42 TM) 03:31, Foxtrott 17. Swinging In Bavaria (50 TM) 02:21, Quickstep 18. Plusch (50 TM) 02:27, Quickstep
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CD2 - Das Turnierprogramm
01. Deutscher Tanz Nr.7 (30 TM) 03:03, Langsamer Walzer 02. Auld Lang Syne (30 TM) 02:45, Langsamer Walzer 03. Tango Carmencita (33 TM) 02:40, Tango 04. Am Rio Negro (33 TM) 02:14, Tango 05. Dorfschwalben aus Österreich (60 TM) 02:52, Wiener Walzer 06. Smoke Gets In Your Eyes (30 TM) 03:30, Langsamer Foxtrott 07. Good Night Ladies (52 TM) 02:26, Quickstep 08. You're The Cream In My Coffee (52 TM) 02:00, Quickstep 09. La bamba (53 TM) 02:44, Samba
| 10. Samba del Rio (53 TM) 02:51, Samba 11. Carnaval Cha-Cha (32 TM) 02:05, Cha Cha Cha 12. Eso es el amor (32 TM) 02:38, Cha Cha Cha 13. La cucaracha (32 TM) 02:40, Cha Cha Cha 14. Melodie in F (27 TM) 0.3:34, Rumba 15. L'Arlesienne Fantasie (62 TM) 02:03, Paso Doble 16. Love Makes The World Go Round (44 TM) 03:02, Jive 17. Red River Rock (44 TM) 02:26, Jive 18. Schwarze Augen (Dark Eyes) (44 TM) 02:32, Jive
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English Waltz?
Der Langsame Walzer bekam seine Endform um 1920 in London. Hier wurde er endgültig dem sogenannten
englischen Stil angepasst. Daraus resultierte auch nachhinein der neue Name des Tanzes: English Waltz. In der
Tanzschule ist er allen bekannt. Da er sehr leicht erlernbar ist, wird er gern in der ersten Tanzstunde von den
Tanzlehrern angewendet. Der Anfänger kommt mit dem Langsamen Walzer schnell zu seinen ersten Erfolgserlebnissen
und erlangt so notwendige Selbstsicherheit auf der Tanzfläche. Doch der Langsame Walzer hat mehrere Gesichter.
Auf alle Neugierigen und "Streber" warten Überraschungen. Im Weiterkommen erleben sie den Langsamen Walzer
schnell als einen der schwierigsten, anstrengendsten und anspruchsvollsten Tänzen überhaupt. Auch viele
Turnierpaare haben mit dem Langsamen Walzer sehr große Probleme. Er gehört zu den Turniertänzen, die am längsten
trainiert werden. 3/4 Takt, Tempo 27-32 Takte/Min. (Turnier 30 Takte/Min) - das sind die technischen Daten.
Heben und Senken - das sind die Probleme. Das Schwingen soll gleichzeitig sanft, weich, gleichmäßig, harmonisch,
kontrolliert und flüssig ausfallen. Hier werden also ein Maximum an Koordination und eine ausgeprägte Musikalität
gefragt. Die Deutschen und die Russen haben den English Waltz umbenannt und aus ihm eben den Langsamen Walzer
gemacht. Für die meisten anderen Nationen ist jedoch English Waltz auch English Waltz geblieben. Wir schauen mal
nach: Dänemark: Engelsk Vals, Holland: Engelse Wals, Italien: Valzer Inglese, Polen: Walc angielski, Frankreich:
Valse Anglaise, Bulgarien: Anglijski Walz. Um überall verstanden zu werden, sollte man sich lieber auch den
zweiten Namen dieses Tanzes, English Waltz, gut merken.
Gewusst?- Die Welt um 1920
1917 gibt es in Russland die große Oktoberrevolution. Im Jahr 1918 geht mit dem in Compiegne
unterzeichneten Waffenstillstand der 4 Jahre dauernde erste Weltkrieg zu Ende. Der deutscher Physiker Max
Planck entdeckt das Elementarquantum und bekommt dafür 1919 den Nobelpreis. Ebenfalls in diesem Jahr beklagt
Europa den Tod von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. In Deutschland tritt die Weimarer Verfassung in Kraft
und die Frauen ab dem 21. Lebensjahr dürfen wählen. 1920 wird der erste Grundstein für den weiteren, den zweiten
Weltkrieg gelegt: Die NSDAP wird gegründet. In Antwerpen läuft die VII Olympiade. Seit 1920 dürfen auch die
amerikanischen Frauen wählen, mit Photoplay Award wird der erste Filmpreis verliehen. 1920 wird ein der
populärsten Science-Fiction-Autoren, Isaac Asimov, geboren. In Indien nimmt Mahatma Ghandi, eine der
hervorragendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, mit dem gewaltfreien Widerstand den Kampf für die
Unabhängigkeit Indiens auf. 1921 erhält Albert Einstein den Nobelpreis für Physik. In Deutschland muss man für
einen Dollar 50 Mio. Reichmark hinblättern. In Russland kommt Stalin, nach dem Tod von Lenin, an die Macht (1924).
1926 gibt es erste Platten von Louis Armstrong, 1928 machen sich Mickymaus und Charlie Chaplin auf der
Kinoleinwand breit. Es gibt endlich das Penicillin (Alexander Fleming) und wer möchte kann nach Amerika mit
dem Graf Zeppelin fliegen.
- Der englische Stil
Was tut sich in der Zeit auf der Tanzfläche? Hier, genauso wie draußen, geht es revolutionär zu. Die
englischen Tanzlehrer, mit ihrem Fleiß und Einfallsreichtum geben dem Tanzen ein neues Profil, einen neuen
Charakter, der die Tanzwelt nachhaltig bis heute beeinflusst. Es entsteht der sogenannte Englische Stil.
Angefangen hat alles mit dem Foxtrott, der kurz vor dem ersten Weltkrieg den Engländern einen Besuch erstattete.
Die Engländer waren hingerissen. Foxtrott machte Karriere. Um 1921 wurden von den englischen Tanzlehrern viele
Tänze vereinfacht und so entstand der Englische Stil: "normale", "natürliche", "leichte" und "mühelose"
Gehbewegungen.
Das war für die Zeit durchaus eine Neuheit. Die bisherigen Tänze beruhten nämlich auf dem höfischen
Schreittanz und Ballett. Mit dem Englischen Stil konnte auf einmal jeder Tanzen. Endgültig wurde der Englische
Stil auf der Great Conference in London im Jahr 1929 festgelegt und in der General Resolution festgehalten. Das
war auch der Startschuss für seinen weltweiten Vormarsch. Die Engländer selbst zeigten sich hier stets von einer
absolut meisterhaften Seite. Soweit sie auf einer Meisterschaft vertreten waren, gewannen sie sie. Der erste
große Tänzer, der den Langsamen Walzer in dem neuen Stil präsentierte, war der Gewinner der Weltmeisterschaft
aus dem Jahr 1922 Victor Silvester mit seiner Partnerin.
Wie tanzt man den Langsamen Walzer?
Das ist ganz einfach. Man wählt zunächst ein passendes Musikstück aus, z.B.
Langsamer Walzer - Beispiele I Wonder Why (Curtis Stigers) |  
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Speak Softly Love (Andy Williams) |  
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You Light Up My Life (Whitney Houston) |  
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Come Away With Me (Norah Jones) |  
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Are You Lonesome Tonight? (Elvis Presley) |  
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Until It's Time For You To Go (Elvis Presley) |  
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Anschließend stellt man sich seinem Partner in einer einigermaßen engen Haltung leicht nach links
versetzt gegenüber und geht bei dem Grundschritt folgendermaßen vor:
- ER - rechter Fuß vorwärts
- ER - linker Fuß links seitwärts
- ER - rechter Fuß links zum linken Fuß
- ER - linker Fuß rückwärts
- ER - rechter Fuß rechts seitwärts
- ER - linker Fuß rechts zum rechten Fuß
| - SIE - linker Fuß rückwärts
- SIE - rechter Fuß rechts seitwärts
- SIE - linker Fuß rechts zum rechten Fuß
- SIE - rechter Fuß vorwärts
- SIE - linker Fuß links seitwärts
- SIE - rechter Fuß links zum rechten Fuß
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So erreicht man die Ausgangsposition und kann z.B. mit einem weiteren Grundschritt seinen Langsamen
Walzer fortsetzen. Fertig! So einfach ist es. Deswegen sagen auch viele bei dem Langsamen Walzer: Eins, zwei,
drei, und schon bist du dabei. Denn genau das ist er am Anfang: Einfach, gemütlich und unkompliziert. Damit es
nicht allzu langweilig wird, kann man anschließend eine oder zwei Figuren hinzufügen und das Beisammensein auf
der Tanzfläche, ohne allzu viel Platz zu beanspruchen, genießen. In seiner vollen Pracht benötigt Langsamer Walzer
mit dem für ihn charakteristischen Schwung und Fortbewegung besonders viel Platz und kann sich mit dem hier
einfach vorgestellten Grundschritt nicht richtig entfalten.
Zu Tee und Tanz
"Sei mir nicht böse, ich bitt' dich vergib',
küß mich noch einmal, ich hatt' dich so lieb."
Zu Songs mit solchen "süßen" Texten unterhielt man sich Anfang der 20er Jahren in Deutschland. Der Langsame
Walzer kam aus England nach Deutschland und wurde hier sehr populär. Wenn man aus dem Heft "Zu Tee und Tanz!" aus
dem Jahr 1921 einen Schluss ziehen möchte, hatte der Langsame Walzer neben dem Foxtrott das Sagen auf den
Tanzflächen. Zusätzlich wurde damals neben ihm sein Vorgänger, der Boston - Walzer, gern getanzt. Boston stammt
aus den USA, wo er als eine langsamere Version des Wiener Walzers entwickelt worden ist. Er ist der Tanz, der aus
Amerika nach London zog, sich hier "kleinen Umbauten" unterzog und die Grundlage für den Langsamen Walzer
lieferte.
 | Das Ergebnis: Langsamer Walzer oder "English Waltz", wie er überwiegend in Europa genannt wird. Boston
überdauerte die Zeitprobe nicht, geriet in Vergessenheit und verschwand allmählich aus den Tanzschulen. Seine
englische Version dagegen, der Langsamer Walzer, setzte sich durch und hielt bis in unsere Zeit stand. Er wird
heute sehr gern getanzt und dank seiner Angehörigkeit zu den Turniertänzen ist seine Existenz vorerst gesichert.
Das Heft "Zu Tee und Tanz!" Band 3 stammt aus dem Jahr 1921 und enthält Musiknoten für Piano. Ein interessantes
Zeitdokument.
Zu Tee und Tanz!
Band 3
21 moderne Tänze
Drei Masken Verlag, 1921 |
Inhalt nach Tanzarten geordnet:
Foxtrott 01. Batavia - Fox aus "Der Vetter von Dingsda" (Eduard Künneke) 02. Bummel - Petrus (M. Werner - Kersten) 03. Dalameh (Rudolf Nelson) 04. Eine kleine Freundin hat doch jeder Mann (Franz Lehar)
| 05. Es gibt im Leben manches Mal Momente / aus "Mascottchen" (Walter Bromme) 06. Fimmel-Fox (Hugo Hirsch) 07. Suez-Fox (Helmburgh - Holmes) 08. Was ist denn mit der Paula los? (Heinr. Frantzen)
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Walzer und Valse boston 01. Bonbonniere - Boston (Manny Mauder) 02. Ich hatt' dich so lieb (Max Oscheit) 03. Mariana - Walzer aus "Die Frau im Hermelin" (Jean Gilbert)
| 04. Mon cheri - Valse boston aus "Die spanische Nachtigall" (Leo Fall) 05. Nixengeflüster (Jonny Heykens) 06. Wenn du denkst der Mond geht unter / Stimmungswalzer (Carl Wappaus u. Georges Krier)
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Shimmy 01. Shimmy a. d. Operette "Das Milliardensouper" (Ernst Steffan)
Paso doble 01. Deosa (Harry Seck)
| 02. Pyjam a. d. Operette "Die Tanzgräfin" (Robert Stolz)
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Onestep und Twostep 01. Deosa - Onestep (Harry Seeck)
| 02. Rudolfsklänge / Marsch und Twostep (Rud. Herzer)
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Tango 01. Tango lyrique (O. Potoker)
Diverses 01. Serenata (Enrico Toselli)
| 02. Ständchen (Jonny Heykens)
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